Chamonix City – Mont Maudit

Start in Chamonix am “Grépon” Parkplatz 2:57 Uhr. Übern den Mont Blanc Tunnelsteig zur alten Mittelstation. Hier umgezogen. Und weiter Richtung Aiguille du Midi Nordwand. Einstieg ins “Mallory” und über dieses bis Aiguille du Midi. Angekommen am Grat ca 7:40Uhr (2700hm erledigt). Von hier direkt weiter, Abstieg in das Col du Midi und weiter vorbei an Tacul Ostwald und Grand Capucin. Ziel ist das Col Maudit wo wir um ca. um 9:30 Uhr in den Kuffner Grat eingestiegen sind.

Unsere Angst das der Schnee im Zustieg zu weich ist und wir nur langsam vorankommen traf zum Glück nicht ein, dafür fanden wir am Kuffner Grat keine Spur vor… anders als wir erwarteten..
So wurde der Anstieg über den Grat gleich noch mal ein Stück spannender da wir alles super tief spuren mussten!
Technisch nie schwierig aber durch die tricky Verhältnisse mussten wir immer aufpassen und es war keine Zeit zu entspannen! Mit schweren Beinen topfen wir nach 4380hm Anstieg auf dem
Gipfel des Mont Maudit aus!

Schnell machten wir uns an den absteige und joggten Maudit und Tacul runter um den quälenden Gegenanstieg zur Bahn hoch zu rasen, der heute etwas schwerer fiel als viele andere Male davor, weil wir ziemliche “toasted” waren ;)!
Ziel war die letzte Bahn 16:30 zu erwischen, was auch klappte!

Fakten: Für die ganze Runde von 4380hm benötigten wir 13:35h

Touren: Aiguille du Midi Nordwand: Mallory
Mont Maudit: Kuffner Arete

Von den 4380hm befindet man sich ca 2000+hm in “no Fall Terrain”

„Institutionalized 2023“ – Hörzingwand

„Institutionalized 2023“

Hörzingwand

Julian Resch, Johannes Wirth

29.12.2023

Eine Tour für die Community!!

Eher bekannt für sein Skigebiet, die Axamer Lizum, ist das Gebiet nun um eine schöne Winterkletterei reicher. Drei schöne Seillängen, von unten erstbegangen, in bestem Kalkkögel Fels.

Unsere Linie folgt in der ersten Länge kleinen, flachen Auflegerleisten in technischer Kletterei über einen kurzen Überhang zum Stand. Die zweite Länge zeichnet sich durch 2 parallele Risse aus, welche sich in kräftiger und abdrängender Kletterei zum zweiten Stand schlängeln. In der dritten Seillänge wartet super technische Kletterei im ersten Drittel auf die Wiederholer, gefolgt von kraftigen Zügen an guten Hooks.

Es ist weniger der Bizeps der hier entscheidet, sondern gute Technik und das blinde Vertrauen in kleine Hooks und in deine Steigeisen.

Eine tolle Trainingstour oder gute Alternative für Schlechtwettertage! Uns war wichtig, dass man entspannt und mit wenig Gepäck auskommt! 12 Express und 50 Einfachseil sind ausreichend! Nach erfolgreichem Durchstieg nicht vergessen ins Dohlennest auf ein (oder zwei) Bier vorbei zu schauen ;)!!

 

Viel Spass beim Wiederholen 🙂

Facts:
M8- / VI-, 70 m

Material:
– 50 m Seil
– 12 Express (incl. Verlängerbare)

Ausgangsort:
Skigebiet Axamer Lizum

Zustieg:

Mit Tourenski (35-40min) über die Damenabfahrt bis 150hm unter dem Dohlennest. Orthographiesch Rechts 50m der Skipiste.

Mit dem Lift (15min) , gleich nur von oben kommend!

Catskiing Bakhmaro – Freeride und Skitouren in Georgien

Catskiing Bakhmaro, Georgien, Foto: Christian Czadilek

Du wolltest schon immer einmal Heliskiing erleben, doch es ist dir zu teuer? Dann habe ich die Lösung für dich: CATSKIING! Ich vergebe die letzten freien Plätze für eine Freeride- und Skitourenwoche nach Georgien. Eine geführte Skiwoche für fortgeschrittene Tiefschneeliebhaber, die den Genuss des Catskiings und die wunderbare Georgische Gastfreundschaft kennenlernen wollen.

Diese Skireise zum Catskiing nach Bakhmaro richtet sich an erfahrene Skitourengeher und Freerider, die ein einmaliges Ski-Erlebnis in einem skitouristisch unerschlossenen Gebiet mit hoher Schneesicherheit in einem interessanten Land suchen. Durch den Mix aus Skitouren und reinen Freeride-Tagen kommen sowohl Skitouren-Liebhaber wie auch abfahrtsorientierte Skifahrer auf ihre Kosten. Der Fokus beim Catskiing liegt mehr am Abfahrtgenuss als im Sammeln von Höhenmetern.

Catskiing bedeutet, mit dem Pistengerät, genauer gesagt in einer Kabine, die am Pistengerät sitzt, nach oben gebracht zu werden, um dann im freien Gelände abzufahren. Pro Tag schafft man so – je nach Motivation und Abfahrten – 10 bis 15 Abfahrten mit bis zu 700m Höhendifferenz. Alternativ kann man sich vom Pistengerät zum Ausgangspunkt einer Skitour bringen lassen und sich am Ende der Tour wieder abholen lassen. Und ja: der Ausgangspunkt ist im Idealfall schon ein Gipfel!

Das Skigelände erstreckt sich von 1700 m bis 2750 m und umfasst lichte Nadel- und Laubwälder und weite, offene Hänge mit Ausblicken auf das Schwarze Meer und die Riesen des Großen Kaukasus. Anders als im Großen Kaukasus mit seinen 5000ern ist der Kleine Kaukasus sanfter und deutlich schneereicher – also perfekt zum Skifahren. Die Berge rund um das einzigartige Almdorf Bakhmaro bieten ein sehr vielseitiges Angebot an Abfahrts- und Tourenmöglichkeiten, von denen viele mit dem Pistengerät zugänglich sind. Eine solide Skitechnik im Tiefschnee ist hier ein Muss, denn Neuschneemengen von über 2 Metern in einer Woche sind hier keine Seltenheit.

Bakhmaro ist eine sehr große Alm auf ca. 1900 m und ein unter Georgiern sehr beliebtes Urlaubsziel im Sommer. Im Winter ist bislang nur sehr wenig los, da es nur mit dem Pistengerät erreichbar ist und kaum Gästehäuse im Winter geöffnet haben. Liftanlagen oder Besuchermassen sucht man hier (noch) vergeblich.

Reiseveranstalter vor Ort ist die Firma powderproject.ch, mit denen wir schon viele wunderbare Wochen in Georgien gemeinsam organisiert haben.

Die Eckdaten:
Location: Bakhmaro, Georgien
Datum: 16.-23.2.2024
Gruppengröße: 8-12 Personen
Guide: Oliver Rohrmoser
Preis: 2600€ (exkl. Flug)
Im Preis inkludiert: Orskundiger, österreichischer Bergführer, eigenes Pistengerät mit ortskundigem Fahrer für 6 volle Tage, Unterkunft und Verpflegung, alle Transfers in Georgien

Hier findest du die komplette Reiseausschreibung:
Reiseausschreibung Bakhmaro 2024

Anmeldung und mehr Infos unter oliver@animont.at oder +43 680/3232797

Foto Credit: Christian Czadilek (CCFilms)

Victoria’s secret | Torre Juac

 

 

Victoria’s secret
Torre Juac Westwand

Julian Resch, Martin Senoner, Armin Fuchs
Erstbegehung am 18.06.2022

 

Das Nordwest- Eck der Stevia ist bekannt für einige leichte und wunderschöne Alpinrouten. Eine der letzten Kreationen ist „Via Victoria“ am Torre Juac, welche sich unter den Bergführern schnell als Führungstour etablierte. Sie geht definitiv  als „alpine Plaisiertour“ durch, ist anhaltend im gemäßigten Schwierigkeitsgrad und folgt dem besten Fels durch die Westwand. Außerdem ist sie noch äußerst gut abgesichert. Warum auch immer blieb die direkte Linie in der Westwand bisher unberührt. Vielleicht lag es an diesem brüchigen Bereich im obersten Wandteil? Oder es lag am selben Grund, warum auch wir nie einstiegen. Von Martins „Sommerwohnsitz“ in den Juac Wiesen starrten wir doch auch schon seit etlichen Jahren auf die im Abendlicht rot glühende Wand und fanden bis zum Schluss doch immer andere Ziele interessanter.
Zum Glück war damit heuer Schluss und wir spendierten einen halben Tag für diese wunderbare Route, viel mehr war es denn dann auch nicht. Zu Unrecht ließen wir diese Linie so lange links liegen, zieht sie doch wunderschön logisch und direkt zum Gipfel des Torre Juac. Bis auf eine kurzes Stück am Schluss ist der Fels ist außerdem durchaus gut und lädt zu „cruisen“ ein. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass „Victoria’s Secret“ trotz der gemäßigten Schwierigkeiten durchaus einiges an alpiner Erfahrung verlangt, es steckt kaum fixes Material und auch nicht alle Stände sind eingerichtet. Dem erfahrenen Alpingenießer wird sie doch sehr gerne ihr „Geheimnis“ offenbaren.

 

Das Topo von Victoria's Secret am Torre Juac

 

Facts:
V, 220 m + 180m (über Via Victoria)

Material:
– 60 m Seil
– 1 Satz Cams und/ oder Keile
– Kevlar/ Bandmaterial für Sanduhren

Ausgangsort:
Wolkenstein / Selva in Gröden, Parkplatz Daunei

Zustieg:

Juac Hütte – von dort dem Steig Richtung Stevia Hütte folgen und unter der Torre Juac Westwand über den Schotterkegel zum Einstieg der „Via Victoria“. Dieser bis zur markanten Schotterterrasse folgen (ca.180m, max. IV). Dort befindet sich der Einstieg ca. 25 m rechts des weiteren Verlaufs der „Victoria“ (rechts unterhalb einer markanten Rissverschneidung).

Das Topo von Victoria's Secret am Torre Juac

Klettern im Gesäuse

Die mächtigen Gesäuse Norwände mit der Rosskuppenkante in der Bildmitte

Das Gesäuse ist längst kein Geheimtipp mehr. Im Osten Österreichs hat es schon lange seinen Platz in den alpinen Köpfen, seit ein paar Jahren weitet sich sein Ruf als „wilde Perle des Ostens“ auch über die Landesgrenzen hinaus aus. Folgt man der Enns von Liezen ostwärts, fährt man vorbei an grünen Hügeln, die Felsberge verschwinden und man hat das Gefühl, als würde man bald den Rand der Alpen erreichen. Doch erreicht man das verschlafene Nest Ardning, erblickt man plötzlich ein wildes Felsgerippe in der Ferne. Es sticht aus den grünen Hügeln heraus und strotzt nur so vor Wildheit und Schönheit. Kein Kletterer kann sich diesem Anblick entziehen. Man sieht sofort: Hier haben sich die Alpen noch einmal ein paar ordentlichen Juwelen geschmückt.

Wenn es ums Klettern geht, hat das Gesäuse eine sehr lange Geschichte. Mit Klettern ist hier immer das Alpinklettern gemeint. Sportklettern kann man im Gesäuse zwar auch, aber im Vergleich zu dem, was es an alpinem zu bieten hat, ist das Sportklettern Nebenschauplatz. Die frühen Erschließer-Jahre im Gesäuse waren geprägt von Heldentaten, kühnen Seilschaften aber auch zahlreichen Tragödien. Das Gesäuse ist kein Kindergarten – das war es nie, und ist es auch jetzt, trotz moderner Ausrüstung und vielen Bohrhaken nicht.

Woher das Gesäuse seinen wilden Ruf hat erschließt sich recht schnell, wenn man einmal inmitten der Gesäuse-Nordwände steht. In fast allen Fällen sind die Wände hoch, die Zustiege lang und die Abstiege noch länger. Des einem Leid, des anderen Freud. Die meisten Touren muss man sich verdienen – es gibt kaum Mautstraßen und überhaupt keine Seilbahnen. Und spätestens seit dem Erhalt des Nationalpark-Status wissen wir, dass das auch so bleibt. Und das ist gut so! Denn wenn man nach einem langen Klettertag im Gastgarten des Kölblwirtes oder der Haindlkarhütte sitzt, geht die Seele fast über vor Erlebtem.

Alpinklettern mit Animont

Mit der neuen „Gesäuse-Bibel“, die Andi Hollinger und Jürgen Reinmüller letztes Jahr veröffentlicht haben, gibt es eine top-aktuelle Überschau über die Routenauswahl im Gesäuse. Und die ist riesig! Über 1000 Kletterrouten ziehen durch die Felswände des Gesäuses. Da stellt sich für den Gebiets-Neuling die Frage: wo fängt man an?

Wie immer kommt es darauf an, was man will und was man kann. Für völlige Kletter-Neulinge ist die Auswahl recht gering, da empfiehlt sich am ehesten noch der Admonter Kaibling. Der ist am leichtesten erreichbar und wartet mit einigen Routen im 4. und 5. Schwierigkeitsgrad auf. Aber der Kaibling ist nicht das richtige Gesäuse! Das erlebt man, wenn man an der Hochtorgruppe oder dem Buchstein klettert. Und da wirds – vor allem konditionell – schnell recht anspruchsvoll.

Für konditionell fitte Einsteiger im Klettern, oder den für Österreich recht typischen „Berg-Kraxler“, der gerne anspruchsvollere Steige mit leichten Kletterstellen geht, gibt es einige Ausdauer-Schmankerl! Auch durch die bis zu 1000m hohen Nordwände des Hochtors führen Touren in den unteren Schwierigkeitsgraden! Die Parade-Tour ist mit Sicherheit die „Gesäuse-Überschreitung“, die in etwa 10 bis 12 Stunden über die gesamte Hochtor-Gruppe führt. Meist hoch oben am Grat und im 1.-2. Schwierigkeitsgrad, stellenweise sogar im 3. Grad. Wer es etwas weniger fordernd möchte, für den empfehlen wir folgende Touren, die wir auf unseren Tourenseiten weiter beschrieben haben:

 

Auch durch diese abweisenden Gemäuer finden sich lange und schöne Kletterrouten für Einsteiger – Kondition und alpines Gespür vorausgesetzt!

Das Gesäuse hat neben seiner wilden Seite auch seine Genuss-Seite. Nämlich vor allem dann, wenn es um die Felsqualität geht! Unter Kletterern ist die Festigkeit und Schönheit des Gesteins wohlbekannt. Wände wie die Ödstein-Südwand, Festkogel-Südwand oder die Planspitze-Nordwestwand glänzen mit fabelhafter Felsstruktur, die höchsten Klettergenuss ermöglichen. Nein, man muss nicht ins Verdon oder an den Gardasee fahren, um schönen Fels zu klettern, das geht auch im Gesäuse im allerhöchsten Maß. Und das schöne daran ist: die Touren sind fast nie überlaufen, sehr oft ist man hier sogar alleine in der Wand.

Für KönnerInnen des 5. und 6. Grades gibt es hier eine riesige Auswahl an Kletterrouten durch Traumfels. Doch Achtung: manche Touren fordern ziemlich viel Moral, nur wenige Touren sind Plaisir-mäßig eingebohrt. Bohrhaken-Abstände wie im Klettergarten darf man sich hier nirgends erwarten. Wer Moral und Kletterkönnen mitbringt (oder einen Vorsteiger, der beides besitzt), wird schnell Gefallen am Klettern in den kompakten Platten und gutgriffigen Wänden finden!

Hier ist unsere Auswahl an Genusstouren im 5. und 6. Schwierigkeitsgrad:

Diese Liste ließe sich fast endlos fortsetzen, mit Touren wie der „König Löwenherz“ am Großen Buchstein oder dem „Plattenspieler“ in der Festkogel-Südwand.

Große Pleite, Dachl-Nordwand

Und schließlich gibt es hier auch die großen, langen Touren in den wilden Wänden des Gesäuses. Sie sind den absoluten Könnern vorbehalten. Touren wie die „Ödsteinkante“, die Dachl-Nordwand oder die Rosskuppenkante sind alpenweit bekannt und stellen für Alpinisten immer noch zu begehrte Ziele dar. Neben ihnen gibt es mittlerweile eine Vielzahl an schweren und extremen Touren – die Entwicklung des Kletterns macht auch vor den großen Wänden nicht Halt. So hat Mich Kemeter mit dem „Weg durch Hedis Kaiserschmarrn“ in der Dachl Nordwand eine der schwersten Alpinrouten den Alpen erschlossen – wenn nicht sogar die schwerste.

 

HARD FACTS

Das wichtigste kurz und bündig

Das Gesäuse ist ein Gebirgstock in den Ennstaler Alpen, gelegen im Bezirk Liezen in der Obersteiermark zwischen Admont und Hieflau. Die wichtigsten Gipfel für Kletterer sind: Hochtor (2369m), der Große Ödstein (2335m), Festkogel (2269), Planspitze (2117m) und der Große Buchstein (2224m).

Als Unterkünfte empfehlen sich: Die Haindlkarhütte, das Buchsteinhaus, der Campingplatz Gstatterboden oder einer der gutbürgerlichen Gasthöfe in Johnsbach oder Admont (unser Tipp: Kölblwirt in Johnsbach!).

Die beste Zeit: Für Südwände April-Juni, September-Oktober; für Norwände: Juni-September. Achtung: Oft gibt es bis weit in den Juni hinein Altschneefelder, wie z.B. am Festkogel.

Führerliteratur: Kletterführer Gesäuse. Klettern in den Ennstaler Alpen. Jürgen Reinmüller & Andi Hollinger, 2021

Unser Tipp: Zustiege und Wegfindung sind oft nicht ganz leicht! Auch die Absicherung entspricht nicht dem Standard vieler Klettergebiete der Voralpen. Bist du neu in diesem Gebiet, vertrau dich besser beim ersten Mal einem Bergführer an – wir führen dich gerne sicher und genussvoll durch deine Traumroute und zeigen dir das Gesäuse!

Keep in mind: Es handelt sich um einen Nationalpark! Das Verlassen ausgewiesener Wege und Steige ist nicht erlaubt. Ebenso ist das Baden in der Enns nur an den dafür ausgewiesenen Stränden erlaubt. Die Natur wird es dir danken, wenn sie sich ungestört von deiner Anwesenheit entwickeln darf!

Neutour am Hechenberg

 

 

Hechenberg Südwand – “fux”
Armin Fuchs, Julian Resch, Niko Janovsky

Erstbegehung von unten an zwei Tagen:
10.4.2021 Fuchs/Resch
24.4.2021 Fuchs/Resch/Janovsky

 

 

Ernste Abenteuerroute durch den rechten Wandbereich der Hechenberg Südwand. Die Kletterei ist durchgehend anspruchsvoll und verlangt viel alpine Erfahrung. Das Anbringen von mobilen Sicherungen ist oft schwierig und über so manche Strecke auch nicht möglich. Abgesehen von den Ständen steckt nur wenig fixes Material. Hinzu kommt die notorische Neigung des Hechenbergs zu grundsätzlicher Brüchigkeit garniert mit stellenweise heillosem Schotter. Die Erwähnung der obligatorischen senkrechten Grasschrofen sollte dem Hechenbergaspiranten keine Schweißperlen auf die Stirn treiben, sondern ihn ermutigen hin und wieder ein Graspölsterchen mit geeignetem Hammer zu entfernen, um das eine oder andere Hakenplacement zu finden.

Abgesehen davon, erwarten die Wiederholer aber auch tolle, gut zu kletternde Felsmeter, ein einmaliges alpin-urbanes Ambiente und eine grandiose Reise durch die natürlichen Schwachstellen des  Wandteils rechts der bestehenden Linien.

Facts:  VIII, 8 SL, 370m, + 250 m Zustieg über Diagonalweg
+200 m Schrofen bei Abstieg über den Gipfel; alternativ ist auch Abseilen über die Route möglich

wandbild und topo der hechenberg südwand. in rot die route fux

Besondere Bemerkungen:

L1:
runout; wenige und schlechte Sicherungsmöglichkeiten; teilw. sehr brüchig. Der Stand sollte penibelst kontrolliert werden und mit Friend 0,5 (BD) verstärkt werden (Achtung: 2 Stück mitnehmen, da auch die Länge einen solchen frisst)

L3:
Der Stand nach L2 befindet sich in unmittelbarer Nähe zum letzten Stand der Auckenthaler/Kiechl vor der langen Querung zurück in die Südverschneidung. Diese Stelle eignet sich für einen alternativen Ein- bzw Ausstieg.

L7:
runout; Über größere Strecken wenig Sicherungsmöglichkeiten, teilw. brüchig. Stand von L6 gut kontrollieren (brüchiger Bereich)!

Material:

Die Erstbegeher verwendeten und beließen 21 Standhaken und 11 Haken als Zwischensicherung – siehe Topo.
Die hinterlassenen Klemmkeile verstehen sich als freundschaftliche Geste an die Wiederholer und sollen auch zur besseren Orientierung an Ort und Stelle bleiben.

– Hammer (mit Spitze für Graspolster) und Haken (besonders: lange Drehmoment und Messerhaken)
– 1 Satz Totem Cams empfohlen, zusätzlich BD: 0,5-3, evtl. Nr 4 (drei mal brauchbar aber nicht unbedingt nötig)
– 1 Satz BD X4/Z4
– 1 Satz Keile
– Schlingen für SU
– Expressen

topo der route fux in der hechenberg südwand

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Tourenbericht „Dent Blanche und Aiguille de la Tsa“

Dent de Tsalion Westgrat

von Oliver

Es gibt Leute, die ständig auf der Suche nach der idealen Lösung sind. Tüftler könnte man sie nennen. Manche sind es aus freiem Willen, andere, weil sie die unvollkommene Realität nicht hinnehmen können. Als ich vor vielen Jahren das erste Mal auf die Dent Blanche ging war ich begeistert von dieser wunderschönen Tour. Aber ich wollte nicht akzeptieren, dass es diese Tour nur mit elends-langem Hüttenzustieg, ohne eine logische Kombination mit einem anderen Gipfel geben sollte.

Einige Jahre später startete das Tüfteln. Ich wollte es nicht glauben, dass es da keine Tourenkombination gibt und wühlte mich durch Karten, Tourenberichte und Führerliteratur. Der Abstieg zur Schönbielhütte kam jedenfalls nicht mehr in Frage. Zu oft hatte ich schon davon gehört – aber nie etwas Gutes. Was wäre mit der anderen Seite? Da sah ich sie. Ein edler Kletterberg, einladend und ideal als Vorbereitungstour: Die Aiguille de la Tsa. Formschön, elegant und nur wenigen bekannt. Nur: auf der anderen Seite des Tales, dazwischen ein riesiger Gletscher mit vielen Fragezeichen.

Wenn man gerne tüftelt und ausgefallene Wege sucht, gibt es am Ende oft 2 Optionen, warum man auf einen Weg oder eine Route stößt, die offensichtlich kaum jemand geht: Entweder (1.) bin ich einer der wenigen, der sich überhaupt die Mühe antut und nach einem Alternativ-Anstieg sucht, oder (2.) bin ich einer der wenigen, der nicht weiß, dass dieser Weg unlohnend/mühsam/nicht mehr begehbar/gefährlich/nicht mehr existent ist. Noch interessanter wird es, wenn die ins Auge gefasste Linie eine dazu recht offensichtliche ist.

Das ist der Punkt, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Während vernunftsgetriebene Menschen eher der Erfahrung anderer trauen, sich einmal die Normalroute anschauen und dann vielleicht sich vorsichtig herantasten, bedarf eines besonderen Charakterzuges, wenn man sich dafür entscheidet All-in zu gehen und sein Genie auf Wahnsinn zu überprüfen. Das ist auch der Punkt, wo der*die Leser*in selbst entscheiden darf, welchen Weg der Autor dieser Zeilen ging, um seine Tourenkreation „Aiguille de la Tsa und Dent Blanche – Walliser Berggenuss abseits der Massen“ in die Tat umzusetzen.

 

Es war ein heißer Nachmittag im Juli, als ich mich mit Jörg in Les Hauderes, einem schmucken kleinen Bergdorf im schweizerischen Wallis, traf. Nach langen Wochen des unsicheren Wetters lagen nun endlich ein paar Tage stabilen Hochdruck-Sommerwetters vor uns. Perfekt! Obwohl Luftlinie nur 20 km von Zermatt entfernt, ist man hier eindeutig NICHT in Zermatt. Kaum Touristen, nur Seilbahnen im Mini-Format und keine Parkgebühren. Und genau deshalb waren wir hier. Jörg ist wie ich ein Liebhaber besonderer Tourenkreationen abseits des Mainstreams. Davon durfte ich mich bei unserer gemeinsamen Tour auf das Schreckhorn vor einigen Jahren selbst überzeugen. Darum hatte ich auch Jörg auserkoren und überzeugt, diese neue Tourenkreation mit mir auszuprobieren. Also fuhren wir gemeinsam nach Arolla und stiegen zur Cabane Tsa auf. Schon bei der Autofahrt nach Arolla sticht einem der edle Felszahn ins Auge – ein Berg, bei dem sich der Ausruck „unbezwingbar“ irgendwie aufdrängt. Auch die Cabane Tsa bestätigte unseren Eindruck, dass der Hase hier anders läuft. Am sundowner-spot par excellence gelegen eignet sich die Hütte perfekt zum Ankommen, Abschalten und Staunen. Außer uns waren nur 4 weitere Personen auf der Hütte. Auf die Frage, ob denn viele Leute von hier auf die Aiguille de la Tsa gehen, bekam ich die beste aller Antworten: „fast niemand. Nur ein paar einheimische Bergführer, sonst kennt das hier niemand…“. Yesssss.

Zustieg zur Cabane Tsa mit Ausblick auf Aiguille de la Tsa und Dent de Tsalion

Am nächsten Morgen starteten wir im ersten Tageslicht. Nach etwa einer Stunde standen wir am Beginn des Westgrates des Dent de Tsalion. Dunkel und abweisend ragte die wilde Westflanke über uns. Über den vor uns aufragenden Westgrat konnte ich in der Führerliteratur nicht viel finden. In einem alten AV-Führer las ich vom „schönsten Felsgrat im Arollatal“ und einer logischen Linie. Mehr an Überzeugung bedurfte es nicht. Schon die ersten Meter am Grat überzeugten uns: fester, kletterfreundlicher Fels!

Im ersten Drittel hält man sich eher links vom Grat, klettert dort einige Aufschwünge, wobei dort schon der obere 3./untere 4. Grad gefordert wird – mit den steifen Bergschuhe gar nicht so einfach! Sobald man wieder auf die Gratkante kommt erreicht man cruising-Gelände. Und auf cruising mode schalteten wir dann auch – schließlich hatten wir noch einiges vor uns. So kletterten wir viel am laufenden Seil, denn die Wegfindung war hier einfach und die Kletterei meist irgendwo im 2. Und 3. Grad. Hoch über uns ragte die Aiguille de la Tsa in den Himmel – ihre Westwand abweisend und steil. Doch schön langsam kamen wir in Richtung ihrer Augenhöhe. Doch nicht zu früh gefreut: im oberen Drittel warten die Schlüssellängen. Der Grat wird hier immer schmäler und geschlossener, sodass man hier auf etwa 30m Länge eine plattige Gratkante im 4. Grad überwinden muss. Wer des 4. Grades nicht absolut mächtig ist wird sich hier über Kletterschuhe freuen. Hier stecken auch die einzigen Bohrhaken, die wir in der Tour fanden. Ansonsten war selber absichern angesagt – was aber mit einem Satz Friends und vielen Köpfelschlingen leicht ging. Ganz zum Schluss steilte sich der Grat noch einmal auf, bis wir spektakulär den Gipfel des Dent de Tsalion auf 3589m erreichten. Und von dort sahen wir sie endlich: die Dent Blanche! Mächtig stand der weiße Zahn am anderen Ende des Tales. Weit weg und ziemlich wild sah er aus! Beim Blick auf die Uhr erklärte sich schließlich auch das Brennen in unseren Oberschenkeln. In nur 3 Stunden hat mich Jörg über den fast 1000m langen Grat hinaufgetrieben. Das ist einmal richtig gut gelaufen und hat Lust auf mehr gemacht!

Dent de Tsalion Westgrat, kurz vor dem Gipfel. Im Hintergrund die Aiguille de la Tsa

Vom Dent de Tsalion stiegen wir ein kurzes Stück nach Süden ab und querten dort über Schnee und Gletscher-Reste (Achtung Spalten!) unter die Ostwand der Aiguille de la Tsa. Hier waren schon 2 Seilschaften am Werk, die wir ziemlich schnell eingeholt hatten. Die Kletterei hier war wahrlich das Sahnehäubchen dieses Tages! Der Fels war kompakt und gutgriffig, die Kletterei steil und die Sonne wärmte uns angenehm. So war es eine wahre Freude, als wir nur 1 Stunde nach Verlassen des Dent de Tsalion auf der Aiguille de la Tsa standen. Wahnsinnig ausgesetzt und mit einem super Panorama genossen wir die Momente auf dem schmalen Gipfel.

3 Abseiler später (ideal mit 50m-Seil) standen wir wieder am Glacier de l’Aiguille, über den wir in Richtung Cabane Bertol abstiegen. Etwas westlich des P. 3373 stiegen wir am Pointe de Bertol vorbei. Dahinter mussten wir über etwas unangenehme, teils seilversicherte steile Fels- und Geröllhänge absteigen, den nächsten Gletscher queren und schließlich über steile Leitern zur Cabane Bertol (3311m) aufsteigen.

Der Anfang war also geschafft und das Grinsen in Jörgs Gesicht ließ mich erahnen, dass die „Aufwärmrunde“ erfolgreich geglückt war.

Gipfelfreude auf der Aiguille de la Tsa

Am nächsten Morgen wartete schon das nächste Fragezeichen auf uns: Die Überquerung der Riesengletscher Glacier du Mont Mine und Glacier de Ferpecle. Der erste Teil sollte kein Problem darstellen, da hier auch die Sommer-Haute-Route (ja das machen Leute wirklich!) entlanggeht. Über den zweiten Teil wusste ich wenig. Um die Etappe etwas zu „würzen“ entschieden wir uns, quasi im Vorbeigehen die Dents de Bertol zu überschreiten. Am Vorabend hatte uns ein einheimischer Bergführer von dieser Tour erzählt und sie empfohlen. Was wir vorfanden war allerdings kaum empfehlenswert, sondern nur loser Schutt und Bruch, weshalb wir wieder umkehrten und den jetzt umso entspannteren Gletscherweg einschlugen. Über endlos scheinende Schneewelten stiegen wir auf die Tete Blanche. Auch wenn dieser Schneedom technisch leicht ist, ist er trotzdem ein super Aussichtsgipfel inmitten der Walliser 4000er. Bis jetzt war der Weg sehr entspannt gewesen, jetzt stieg die Aufregung in mir. Während die Haute-Route-Geher*innen von hier nach Zermatt abstiegen, wollten wir zur Cabane de la Dent Blanche. Ich wusste, dass gleich hinter der Tete Blanche ein gemeiner Gletscherbruch auf uns wartete. Da die Sonne den Schnee hier bereits aufgeweicht hatte, war also höchste Vorsicht geboten. Doch der befürchtete Gletscherbruch entpuppte sich als Spaltenzone, auf der noch recht viel Schnee lang und durch die wir einen guten Durchschlupf fanden. Jetzt war der Weg frei und so marschierten wir genüsslich zur Cabane de la Dent Blanche (3507m).

Dort empfing uns der nette Hüttenwart Marcel. Auch wenn hier wahrscheinlich nie wirklich viel los ist war heuer doch besonders wenig Betrieb. Aufgrund der strengen Schweizer COVID-19 Regeln durften maximal 18 Personen auf der Hütte übernachten – für uns ein Traum, für Marcel eine schwierige Zeit. Nach dem Abendessen gab uns Marcel noch Tipps zur Tour, danach war bald Zeit fürs Bett.

Am Gipfel der Tete Blanche

Mit etwa 15 weiteren Gipfel-Aspiranten starteten wir am nächsten Morgen Richtung Gipfel. Viel Zeit zum Aufwärmen gibt’s am Dent Blanche nicht, denn die Kletterei startet gleich hinter der Hütte. Spätestens nach dem ersten Aufschwung ist man wach. Noch im Dunkeln geht es über ein Schnee- und Eisfeld, danach über steiles Blockgelände hinauf. Im ersten Morgenlicht querten wir einen steilen Gletscherhang, bei dem sauberes Steigen mit den Steigeisen angesagt war. Dann ging die Kletterei richtig los. Am Fuße des großen Gendarmen angekommen entschieden wir uns für die leichtere, linke Umgehungsvariante. Denn leider schien uns das Wetter heute nicht ganz wohlgesonnen zu sein. Der Gipfel steckte in einer dicken Wolkenhaube und je höher wir kletterten desto tiefer drangen wir in diese Haube ein. Es wurde kälter und windiger. Und die Kletterei wurde nun schwieriger, das Ambiente richtig alpin und ausgesetzt. Einige Längen ging es steil im 3. Grad aufwärts – bei dem Wind und mit Handschuhen eine echte Herausforderung, die Jörg tapfer meisterte. Zum Glück war zumindest der Fels trocken und wir konnten ohne Steigeisen klettern. Auch wenn der Fels gutgriffig und schön war kam bei diesen Bedingungen kein bisschen Plaisir-Feeling auf. Für den letzten Abschnitt zogen wir noch einmal die Steigeisen an und freuten uns, dass die Schwierigkeiten nun nachließen. Ganz im Gegensatz zum Wind! Der tobte sich richtig aus! Immer wieder zeigte sich der blaue Himmel über uns und wir konnten die benachbarten Gipfel erahnen, aber die Wolken wollten sich einfach nicht auflösen. Ein gemeines Spiel! Als wir schließlich den Gipfel erreichten tat dies der Freude keinen Abbruch. Juchee, wir standen auf dem Gipfel der Dent Blanche, 4357m über dem Meer. Wir zogen uns warme Jacken an und freuten uns mit den anderen Seilschaften, die sich mit uns gemeinsam auf den Gipfel gekämpft haben. Der Gipfel der Dent Blanche ist ein besonderer. Davon zeugt auch eines der seltenen Schweizer Gipfelkreuze, das sehr schön mit Seilen und Pickel geschmückt ist.

Allzu lange hielten wir uns dort trotzdem nicht auf, wir mussten schließlich wieder hinunter. Und dies taten wir über den gleichen Weg, den wir heraufgekommen waren. Der Wind hatte hier über Nacht die Felsen mit unwirklich erscheinenden Formationen aus Anraum überzogen. Wir waren froh über unsere Steigeisen! Zum Glück ließ auch der Wind nach, je weiter wir abstiegen und als wir über die Schlüsselstellen abstiegen und abseilten kam sogar die Sonne heraus. Der Gipfel zierte sich, er hielt sich noch den ganzen Tag bedeckt. Am Ende der größten Schwierigkeiten machten wir noch eine ordentliche Pause und genossen die wunderbare Aussicht auf das Matterhorn, das Monte Rosa Massiv und die restlichen Walliser Berg-Berühmtheiten. Auch zur Aiguille de la Tsa schweifte der Blick, dessen schlanke Gipfelnadel in diesem pompösen Konzert fast unterging.

An der Hütte angekommen ließ alle Anspannung nach und wir gönnten uns ein wunderbares, frisches Bier auf der Sonnenterasse. Wir begrüßten die ankommenden Gipfelaspiranten für den nächsten Tag und erfreuten uns an unserem heutigen Gipfelerfolg.

Am Dent Blanche Südgrat

Was macht die Dent Blanche so besonders? Sicherlich die Einsamkeit dieses Berges. Weit weg vom Massentourismus, hoch über dem ruhigen, sympathischen Val d’Herens gelegen. Mit Sicherheit auch die coole Kletterei in wirklich schönem Fels. Vielleicht auch die Tatsache, dass der Gipfeltag zwar lang, aber mit seinen 850 Höhenmetern doch überschaubar ist. Und wahrscheinlich auch die Tatsache, dass sie eine versteckte Perle, ein „Underdog“ unter den Walliser 4000ern ist, aber ein wunderbares Tourenerlebnis.

 

So stiegen wir am nächsten Tag in der kühlen Morgenluft dem Tal entgegen. Wir machten die volle Reise aus dem Eis in die Zivilisation. Quasi aus der Arktis nach Mitteleurope. über Gletscher, Geröllhänge und Schutt, hin zu den ersten lückigen Flecken Pioniervegetation, die sich schließlich zu saftigen alpinen Matten verdichten. Weiter hinunter werden die Gräser und Kräuter immer mehr, immer höherwüchsiger und üppiger. Schließlich tauchen die ersten Erlen-Sträucher auf, bald darauf erste Zirben und Lärchen, bis wir im Tal durch offene Fichten-Lärchen-Zirben-Wälder und über Kuhweiden nach Ferpecle spazieren.

Eisige Gipfelfreude auf der Dent Blanche

So fand eine außergewöhnliche Tourenwoche ihr Ende. Wir hatten enormes Glück mit dem Wetter und den Verhältnissen und meine Tourenkreation war voll aufgegangen. Und das wichtigste: Wir waren gesund und glücklich wieder im Tal angekommen.

Der kritische Leser mag sich jetzt denken: Eh klar, dass der seine Tour in einem guten Licht darstellen will. Wer weiß wie’s wirklich war? Darum habe ich Jörg um ein paar Zeilen Feedback gebeten, die ich kommentarlos und unverändert teilen möchte:

„Die Beschreibung „Walliser Berggenuss abseits der Massen“ weckt natürlich Erwartungen. Erwartungen, die dann auf unserer Runde absolut erfüllt wurden. Die Tour führte durch sehr abwechslungsreiche und beeindruckende Landschaften und bot dabei immer wieder fantastische Ausblicke. Konditionell und technisch durchaus fordernd, dabei aber jederzeit stressfrei, war die Zeit am Berg äußerst abwechslungsreich und spannend. Zirbenwald und liebliche Almwiesen zu Beginn und am Schluss, dazwischen schöner fester Fels und weite beeindruckende Gletscherflächen gepaart mit zwei formschönen Berggestalten abseits des Trubels, dazu urgemütliche Hütten in toller Lage.

Was will man mehr, wenn man die Seele des Bergsteigens erleben will.

Fazit: Echter Berggenuss und in in jeder Hinsicht eine runde Sache.“

Wer jetzt neugierig geworden ist – hier gehts zum Tourenangebot

Danke Jörg für dein Vertrauen und deine Motivation und herzliche Gratulation, dass du diese Tour so bravourös gemeistert hast!

„Morgenluft“, Ödsteinkarturm und „10 nach 5“, Hoher Dachstein

von Oliver

Lang ist’s her, dass ich mit meinem guten Freund und Kletterpartner Chri richtig ausgerückt bin. In unserer alpinen Sturm-und-Drang-Phase kletterten wir gemeinsam unsere ersten schweren Touren im Gesäuse, verliebten uns in die Hochgolling-Nordwand und machten unseren ersten Trip in die Westalpen. Vor ein paar Monaten vereinbarten wir, quasi auf gute alte Zeiten uns wieder einmal Zeit für gemeinsame Klettertouren zu nehmen und so kams, dass wir Ende September bei perfektem Bergwetter wieder gemeinsam in die Berge zogen.

Als „Aufwärmtour“ wählten wir die recht neue und uns noch unbekannte Tour „Morgenluft“ in der Ödsteinkarturm-Westwand aus. Doch aufwärmen ist relativ, denn alleine der Weg zu dieser Wand hat es in sich. Zuerst mussten wir den steilen und mühsamen Weg in das wilde Ödsteinkar hinter uns bringen. Jedes Mal ein Erlebnis für sich. Wir mussten schmunzelnd zurückdenken an die Zeit, als wir vor fast 10 Jahren die Direkte Ödsteinkante kletterten – und uns dabei mehr fürchteten als uns lieb war. Mittlerweile waren wir auch alpinistisch zum Glück schon etwas reifer – beide Bergführer und um hunderte Klettertouren erfahrener.

Um zur „Morgenluft“ zu gelangen, muss man über die 8 SL-Tour „Kaminwurz“ zusteigen, die Kletterei bis zum 6. Grad in leider nicht immer gutem Fels fordert. Vor allem die erste Länge war schauderlich brüchig – dafür aber perfekt abgesichert! Ist man einmal beim Start der Morgenluft, hat man das gröbste geschafft und der Genuss kann beginnen. Die beiden Xeisler Mario Strimitzer und Mario Jauk haben eine wunderschöne Linie durch perfekten Fels gezogen. Die Tour ist super abgesichert, damit gabs plaisir pur in der wilden Kulisse des Ödsteinkars. Vor allem die letzten Längen boten traumhafte Kletterei.

Am Ausstieg angekommen war die Tour aber lange noch nicht vorbei. Wir mussten zuerst noch ausgesetzt über den Ödsteinkarturm (oder leicht nordöstlich davon) zum Festkogel klettern und von diesem schließlich ca. 1500 Höhenmeter zum ersehnten Bier beim Kölbl absteigen.

Da wir jetzt wahrlich gut eingeklettert waren, wählten wir für den nächsten Tag die Dachstein Südwand aus. Lang hatten wir vom Megaklassiker „10 nach 5“ geträumt, jetzt schnappten wir sie uns. Früh fuhren wir also in die Ramsau, um bei Tagesanbruch den Zustieg zur Südwand zu starten. Mit einem lauten Juchizer begrüßten wir unsere Freunde Roman und Michi, die im „Gichtloch“ in der Südwand schliefen und an der Südwand-Direttissima arbeiteten. Durch die riesigen Randklüfte am Übergang zu Fels wurde das letzte Stück des Zustiegs schon zu einer echten Challenge. Da ist definitiv Kreativität und Vorsicht gefordert.

Die Tour „10 nach 5“ ist ein absolutes Gustostückerl und eine der besten Alpintouren, die ich kenne. Wir hatten Glück, dass die gesamte Tour trocken war und so konnten wir die traumhaften und rauen Seillängen vollends genießen. Die Felsqualität ist fast durchgehend absolut erstklassig! Die anhahltenden Schwierigkeiten und die moderate Absicherung fordern einen soliden, starken Alpinkletterer, aber wenn man die Schwierigkeiten im Griff hat und die zahlreichen guten Placements für Friends und Keile findet ist die Tour ein absoluter Genuss. Für die Absicherung reichte uns ein Satz Cams von 0,3 bis 3, 8 Expressen und ein paar Sanduhrschlingen völlig aus.

Die Routenfindung ist im unteren Teil noch recht leicht, das obere Drittel ist etwas schwieriger. Vor allem die Schlüsselstelle im oberen Drittel ist nicht leicht zu finden, da sehr viele alte Haken in der Wand verstreut stecken und davor einige verwirrende Zwischenstände Verwirrung stifteten. Auch uns kostete dieser Teil etwas Zeit, da die wenigen Haken der richtigen Linie etwas versteckt sind. Nach unserer Ansicht ist die Stelle im neuen Schall-Führer „Kletterarena Dachstein West & Süd“ am besten dargestellt, besser als im Longlines-Topo. Danach war der Weg zum Gipfel frei und wir konnten die letzten Seillängen durch brutal scharfen Fels, aber mit genialen Kletterstellen nach oben ziehen. Zum Schluss machten sich auch die gestrigen Klettermeter bemerkbar, sodass wir um ca. halb 5 am Gipfel ausstiegen.

Viel Zeit war also nicht mehr wenn wir die letzte Gondel um 10 nach 5 (ja, deshalb der Tourenname) erwischen wollten. Also schnell zusammengepackt, ein Gipfelfoto gemacht und auf ging’s Richtung Gondel. Die Hoffnung auf die letzte Gondel gab uns nochmal ordentlich Schub, sodass wir 31 Minuten nach Verlassen des Gipfels bei der Gondelstation waren. Dass dabei ein Paar Kletterschuhe am Gipfel liegen blieben merkten wir erst später…

Nun war endlich Zeit, die erlebten Touren ordentlich zu feiern. Und an solchen Tagen schmeckt’s am besten 😉

Gewaltig war’s, danke Chri für die super Tourentage!

„Weißenbacher Weg“ (300m, 8+/9-) – Planspitze Nordwestgrat-Pfeiler (Gesäuse)

Einstiegstaferl

von Oliver

Hat man als Kletterer im Jahre 2019 das Ziel, eine Erstbegehung an einer schönen Felswand in Österreich zu machen, steht man definitiv vor einer schweren Aufgabe. Die tief hängenden Früchte wurden zweifellos von den vorherigen Generationen gepflückt, die offensichtlichen Linien an den schönen, großen Wänden wurden längst gemacht. Man braucht also eine Portion Glück, eine gute Gebietskenntnis und eine Menge Kreativität und Motivation um eine noch jungfräuliche, lohnende Linie zu finden.

Der Planspitz-Nordwestgratpfeiler – wo soll denn der bitte sein? Die meisten Gesäuse Kletterer kennen ihn trotzdem und sind vermutlich schon des öfteren daran vorbei gegangen, aber mit anderen Zielen im Kopf. Auch ich bin oft daran vorbeigegangen, am Zustieg zu den schönen Touren der Planspitze-Nordwest-Wand. Dort ist sie die erste Wand die man erblickt, wenn man endlich aus dem mühsamen Höllersteig herauskommt und vor den ersten Felsen steht. Ich begann vorsichtig herumzufragen, ob eigentlich Touren durch diese abweisende Wand führen, doch niemand wusste von etwas. Die linke Kante wurde des Pfeilers wurde von Hoi/Almberger durchstiegen, die Wand schien aber noch unberührt zu sein. Sollte das möglich sein?

Im Sommer 2019 war es dann so weit. Mit Tom Stanzinger fand ich einen motivierten Mitstreiter und so stiegen wir mit schweren Rucksäcken über den mühsamen Höllersteig unter die Wand. Sie sah definitiv steiler aus, als ich sie in Erinnerung hatte. Abweisend! Vor allem der Dachriegel im unteren Wandbereich sah knackig aus und die logischen Linien, die den Einstieg in die steilen Platten der Wand ermöglichen ließen sich an einem Finger abzählen. Der Weg war also klar.

Voll motiviert startete ich also in die erste Länge, den vermeintlichen „Zustieg“ zur Dachzone. Die Länge hatte es gleich ziemlich in sich, der Fels erwies sich vor allem in den ersten Metern als nicht ganz vertrauenserweckend. Also lieber mal einen Bohrhaken setzen, das gibt definitiv Mut. Eine schöne, im Urzustand doch noch recht botanisch interessante Verschneidung führt schließlich zum ersten Stand. Dann war Tom an der Reihe, der einen Quergang der Marke „Nid schwa owa bled“ hinter sich brachte und in einer Nische Stand machte. Nun war die steile Verschneidung an der Reihe. Mit viel Einsatz und Kraftaufwand kämpfte ich mich höher, bis es mich aus der brüchiger werdenden Verschneidung in die schöne steile Wand daneben drängte. Ich brauchte einige Versuche und Stürze um die Sequenz zu entschlüsseln, bis ich endlich wieder eine Sicherung anbrachte. Eine letzte, kraftraubende Piazverschneidung brachte mich auf das heißersehnte Podest, auf dem ich Stand machte. Ab nun sollte es leichter werden. Dachten wir jedenfalls. Ein wenig leichter wurde es auch, aber die Wand zeigte sich immer noch steiler als gedacht, wenngleich der Fels nun etwas kletterfreundlicher wurde. Die Sonne war mittlerweile schon um die Ecke gekommen und die Haken waren aufgebraucht – wir mussten also ein anderes Mal weiter machen. Sehr erschöpft, aber voller Vorfreude auf die Fortsetzung der Tour seilten und stiegen wir zum ersehnten Bier ab.

Die anstrengende Schlüssellänge (3.SL)

Ein paar Wochen später bot sich uns wieder ein freier Schönwettertag, den wir sogleich nutzten und wieder unsere schweren Rucksäcke den Höllersteig hinaufschleppten. Wer hat dem Steig eigentlich seinen Namen gegeben? Vielleicht wäre er etwas weniger mühsam wenn er „Engelsleiter“ oder „Freudenpfad“ hieße… Diese und viele andere zeitvertreibende Gedanken später standen wir wieder beim Einstieg. Wir eilten durch die schon gemachten längen um schnellstmöglich mit der Fortsetzung starten zu können. Und die ging gleich ordentlich los. Der logische Weg leitete uns eine weitere steile Rissverschneidung hoch, die sehr cool, aber fordernd zu klettern war. Unter einem Überhang bezog ich Stand und sicherte Tom gespannt nach – was er wohl zum Weiterweg sagen würde? Gerade hinauf ging nicht. Links um die Ecke sah es nach leichterem Gelände aus, das uns aber aus der Wandmitte wegführen würde. Und rechts ging es ziemlich steil in die markante Höhle der Wandmitte. Wär eigentlich schon cool, dort hin zu klettern, oder? Also fasste sich Stanzi ein Herz und startete eine massive Querung, die mit ihrer Steilheit und Ausgesetztheit einiges an Courage forderte. Aus der Zuschauerperspektive bot sich mir ein mitreißedes Spektakel, das mit einem freudigen Ausstieg in die Höhle endete. Diese Länge würde als „Bürgermeister Rudi Gedächtnistraverse“ in die Annalen eingehen.

Nun waren wir in den oberen, hellen Platten angekommen. Das Gelände wurde langsam flacher, der Fels fest und schön und die Kletterei machte richtig Spaß. So war schließlich nur mehr eine Länge, 2 Schlaghaken und 8 Bohrhaken übrig. 4 Bohrhaken mussten für Standplätze zurückgehalten werden, also blieben für die letzten 45 Meter 6 Zwischenhaken. Der Wille, die Tour endlich fertig zu klettern, trieb mich mit vollem Fokus und Willen, dem Genuss üppiger Absicherung entbehrend, durch die steile Abschlusswand bis ich knapp unter der Spitze des Pfeilers auf einem gemütlichen Band 2 Standbohrhaken versenkte. Die Wand war endlich durchstiegen und wir sind unsere Tour zu Ende geklettert. Die Freude war groß, der Durst aber größer. Und so waren wir nach 6 teils sehr luftigen Abseilern wieder beim Einstieg und kurze Zeit später im Gastgarten der Bachbrücke beim Johnsbachsteg. Wir feierten die Entstehung des „Weißenbacher Wegs“, in Gedenken an unseren in den Tiefen der Gemeindefusionierungen verschwundenen Heimatort.

Die

Nachdem die erste Euphorie vorbei war wuchs in uns immer mehr die Erkenntnis, das die Tour in diesem Zustand wahrscheinlich kaum Wiederholer finden würde. In der Schlüsselstelle wären einige Züge im 8. Grad zwingend frei zu klettern und ein Großteil der Tour ist sehr rustikal abgesichert, sodass wir eine Wiederholung der Tour kaum empfehlen wollten. Natürlich wäre es für den inneren Alpinisten schön, wenn die Tour ganz im Stile der Erstbegehung als Zeuge der eigenen Mut und Willenskraft bestehen würde. Aber von diesem Zeugnis würden nicht viele etwas haben. Und als moderne und aufgeschlossene Kletterer ziehen wir das Klettererlebnis und den Wunsch, diese Tour mit mehr Menschen zu teilen dem Stolz vor.

Darum beschlossen wir, die Tour erstens noch etwas nachzubohren, und zweitens dabei auch gleich eine freie Begehung zu probieren. Im August 2020 war es schließlich so weit: wir ergänzten 15 zusätzliche Bohrhaken, wodurch der Klettergenuss nun deutlich erhöht ist und die schwersten Stellen auch A0 geklettert werden können. Eine Plaisirtour ist es dadurch trotzdem nicht unbedingt und es muss an vielen Stellen ordentlich über die Haken hinausgeklettert werden. Was nun im Endeffekt dabei herausgekommen ist entnehmt ihr am besten dem Topo, den Bildern oder – im besten Fall – ihr schaut es euch vor Ort selbst an.

Facts:
„Weißenbacher Weg“ – Planspitze Nordwestgrat-Pfeiler
Oliver Rohrmoser und Thomas Stanzinger, 2019-2020
12 Seillängen
300m
8+/9- (7+ obl.)

Anspruchsvolle, steile Freiklettertour in großteils schönem Fels, der aber auch abenteuerliche Passagen aufweist. Steile Verschneidungen, diffizile Platten und eine oft sparsame Absicherung fordern kreatives und sauberes Klettern sowie eine gewisse Portion Moral
Material: 12 Expressen, BD-Cams 0,3-2, Kleine bis mittlere Keile
Zustieg:  1,5 – 2 Stunden via Höllersteig ab Parkplatz Buchsteinhaus in Gstatterboden
Abstieg:  Abseilen über die Tour
Tipp: Gleich neben dem Einstieg rinnt meistens etwas Wasser herunter, bei dem man in nicht allzu trockenen Zeiten die Wasserflasche auffüllen kann.

Topo Weißenbacher Weg, Planspitze