Nach insgesamt 5 Wochen war es Zeit, sich von Madagaskar zu verabschieden. Wir freuten uns sehr auf unser sauberes zu Hause, auf ungefährliches Essen auf einen funktionierenden Alltag. Aber wir waren uns sicher: dieses afrikanische Lebensgefühl, diese Unbekümmertheit trotz auswegloser Tristesse, dieses sich gegenseitig in die Augen schauen, eine Welt, in der Zeit keine Rolle spielt und die lachenden Kinder, die sich so über ein „Salü“ freuen, werden wir zu Hause vermissen.
Während der Busfahrt zurück nach Tana hielt unser Bus an einem Markt. Ich saß am Fenster und am Straßenrand stand ein junger Mann, der an seinem Stand Obst verkaufte. Ich sah ihn an. Er sah mich an. Er machte keine Anstalten, mir Obst verkaufen zu wollen und ich wollte kein Obst kaufen. So sahen wir uns ein paar Sekunden in die Augen. Während dieser Sekunden dachte ich darüber nach, was ihn an als Marktverkäufer an den Straßenrand gebracht hatte, während ich als Tourist ferne Länder bereise. Was macht den Unterschied, dass ich in seinen Augen reich bin, während er an westlichen Standards gemessen bettelarm ist? Ist er weniger fleißig? Hat er die falschen Entscheidungen getroffen? Nein. Er wurde einfach in Madagaskar geboren und ich in Österreich. That’s it.
Er begann zu lächeln. Ich begann zu lächeln. Und plötzlich lachten wir beide, ohne zu wissen warum. Ich bewunderte diesen jungen Mann, er schien so glücklich und so sorglos, kein Funke von Neid oder Ablehnung in seinem Blick. Ich sah Stolz und Neugier in seinen Augen. Da wurde mir bewusst, wie reich er doch ist. Reich an Zeit, reich an Würde, reich an Herzlichkeit. Reichtum und Armut sind relativ und hängen nur bedingt von finanziellen und materiellen Mitteln ab – it’s what you make of it. Als der Bus weiter fuhr wünschten wir uns gegenseitig einen guten Tag und er verschwand aus meinem Blickfeld. Aber sein Eindruck und die Bewunderung blieben.
Madagaskar ist ein absolutes Abenteuer. Eine Kultur, die in ihren Strukturen 200 Jahre zurückliegt und vom modernen Konsum und der Globalisierung überrollt wird. Das ist nicht nur spannend anzuschauen, mit einem Besuch leistet man auch einen wichtigen Beitrag zum Nationalstolz und einer Entwicklungsperspektive dieses besonderen Landes. Schaut es euch an!
Factbox
Beste Reisezeit. April bis November (Trockenzeit)
Sprache. Mit Französisch kommt man überall durch, englisch wird kaum gesprochen.
Flug. München – Antananarivo ca. 15h via Paris, ca. 1100€.
Antananarivo – Diego Suarez: ca. 2h mit Air Madagaskar, 230€, direkt am Flughafen in Tana gebucht.
Organisation. Die Schweizer Reiseagentur PRIORI ist sehr empfehlenswert. Sie helfen bei der Organisation, haben deutschsprachige Ansprechpartner in Antananarivo und man kann in ihrem Büro in Antananarivo Gepäck deponieren, was bei unserer Reiseroute Gold wert war.
Geld. Geldwechseln am besten direkt am Flughafen: 1€ = 4000 Ariary (Okt. 2019). Man sollte sich nicht auf Bankomaten oder Kartenzahlung verlassen. Viele Reiseanbieter akzeptieren Euro.
Ausflüge. Für die meisten Touren und Trips braucht man ein Fahrzeug mit Fahrer, was etwa 40€ pro Tag kostet, ein Allrad-Jeep mit Fahrer ca. 60€ pro Tag. Zusätzlich muss man in allen Nationalparks pro Tag 55.000 Ar. Eintritt pro Person + einen Führer für weitere ca. 70.000 Ar zahlen.
Hotelempfehlungen.
Antananarivo: „Tana Jacaranda“: ca. 15€ pro Zimmer und Nacht. Sehr sauber und freundliches, englisch sprachiges Personal. Ruhige, zentrale Lage.
Diego Suarez: „Hotel Concorde“: ca. 12,5€ /Zimmer/Nacht. Günstig, gut gelegen und sauber. Oder:
„Hotel de la Baie“: 25€/Nacht im Bungalow. Schöne Bungalow-Anlage am Rand von Diego. Holiday-Feeling.
Trips in Diego. Tagestrips haben wir bei der Agentur „Diego-Raid“ in der Rue Colbert gebucht. Hier kann man auch Mountainbikes leihen. Freundliches Personal, das gut englisch spricht.
Den Rest direkt über NewSeaRoc:
Jungle Park: ca. 70€ /Person/Nacht
Nosy Hara: ca. 80€ /Person/Nach + 60€ Transportkosten + 55.000 Ar./Tag für Nationalpark
Tsarasoa. Anreise über Fianarantsoa und Ambalavao. Taxi ab Fianarantsoa ca. 70€. Übernachtung: 12,5€ pro Nacht im Bungalow, 5€ pro Nacht am Zeltplatz. Mahlzeiten kosten zwischen 3 und 5€.
Essen. Das typische Gericht ist Reis mit Zebu-Fleisch und Gemüse. Dazu viel Obst. Ein normales Gericht in einem Touristenlokal kostet ca. 5€. Lokale Früchte sind am Markt für einen Spottpreis erhältlich.
Kletterfacts. Sportklettern im Norden: Hauptsächlich Routen zwischen 6a und 7a. 70m-Seil und 15 Expressen reichen. Sehr viel Potential für Neuerschließungen!
Tsaranoro: Zustiege 30min – 2h, technisch leicht. Abstiege teilweise schwierig über sehr steile Granitplatten und durch dichtes Gebüsch, gutes Schuhwerk erforderlich. Abseilen oft möglich. 2x 60m Seile, 18 Expressen und ein kleines Set Friends reichen für die meisten Touren.
Links.
http://www.priori.ch
https://www.cotisse-transport.com/home
http://www.newsearoc.com
https://www.tsarasoa.com
https://madagascarpartnership.org/field-sites/montagne-des-francais/